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NikolausHecht am Jenfelder See

Seit geraumer Zeit wandere ich täglich zweimal mit Toby um den Jenfelder See in Hamburg.

Das hält uns beide fit. Für mich sind das rund 11 Kilometer, für den Kretamix vielleicht schon an die 20 Kilometer, denn er rennt ja hin und her und vor und zurück und muß seine Nase überall hineinstecken. Diese kleinen Wanderungen sind inzwischen zu einer schönen Gewohnheit geworden. Toby, der anfangs jedem Getier nachrannte und seinem angeborenen Jagdtrieb freien Lauf lassen wollte, konnte ich das nach und nach abgewöhnen. Jetzt versucht er es nur noch bei den kleinen Wasserhühnchen. Was noch kleiner ist, interessiert ihn nicht, während ich immer nach dem fliegenden Edelstein, dem Eisvogel, Ausschau halte, den ich ab und zu sehe. Vor einigen Tagen konnte ich ihn beobachten, wie er einen Fisch beim ersten Stoßtauchen zielsicher erwischte. Dazu saß er geduldig über 20 Minuten auf seinem Ansitz und wartete auf seine Chance. Zu gerne hätte ich ihn dabei fotografiert, aber der Fotoapparat lag wegen des ungünstigen Wetters wieder einmal zu Hause. So wird das nie was!

 

An Wochenenden, vornehmlich am Sonnabend, treffe ich hin und wieder einen angelnden jungen Mann.

Einmal rief ich ihm schon von Weitem vorlaut fragend zu, ob er denn schon einen Hecht gefangen habe. Er schmunzelte vielsagend und zeigte auf eine Stelle neb en sich im Gras. Tatsächlich, da lag ein schöner Hecht, und ich staunte nicht schlecht, weil ich das ganz und gar nicht erwartet hatte. Da ich den Fotoapparat diesmal bei mir hatte, bat ich ihn um ein Foto. So entstand das Bild oben. Zwei Wochen später traf ich ihn wieder. Wo ist der Hecht? Und wieder strahlte er über das ganze Gesicht. Wieder war er erfolgreich und hatte wieder seinen Hecht gefangen.

 

Am Nikolaustag 2008 machte ich nachmittags wieder die Runde um den See

Als ich über den See schaute, sah ich auf der anderen Seite ein Zelt und mehrere Stühle stehen. Drei Angler hatten sich an einer Stelle versammelt und angelten dort gemeinsam auf Hecht Als ich mit Toby um den See herum war und fast die Angler erreicht hatte, sah ich aus ungefähr 50 Meter Entfernung einen großen Kescher, in dem gut sichtbar ein prachtvolles Exemplar Fisch zappelte. Zwei Angler waren gerade dabei, ihn vom Haken zu befreien. Wieder ein großer Hecht, staunte ich laut! Nachdem ich Petrie Heil gegrüßt hatte, kamen wir ins Gespräch. Als Kind hatte ich mal mehr versehentlich einen Hecht gefangen. Er hatte noch nicht einmal die Mindestgröße erreicht. Trotzdem nahm ich ihn mit nach Hause und zeigte ihn stolz meiner Tante, einer Schlesierin mit verwittertem Gesicht im Alter von über 80 Jahren, aber humorvoll und noch sehr rüstig. Während meiner Studienzeit versorgte sie Haus und Hof., denn meine Eltern und Geschwister waren schon alle in Richtiung Westen "illegal", wie es in der DDR hieß, ausgereist. Sie waren also republikflüchtig geworden, so nannte es die Partei der Arbeiterklasse, die SED.

Als ich wieder einmal zur Ingenieurschule nach Gotha abreisen wollte, befahl sie mir, ja noch die Sense zu tengeln, weil sie das in ihrem Alter nicht mehr konnte. "Mähen tue ich selber!"

Diese Tante jedenfalls sollte mir damals den Winzling von Hecht zubereiten. Sie schaute mich barmherzig warm an und fragte vorsichtig, um mich nicht zu enttäuschen, was sie wohl damit machen soll. Sie konnte gar nicht glauben, daß ich den kleinen Fisch wirklich essen wollte. Aber es war halt der einzige Hecht, den ich je in meinem Leben selbst aus dem Wasser gezogen hatte, mit einem Krebsschwanz am Haken.

Und so machte sie daraus eine Fischsuppe mit viel Dill, frisch aus dem Garten. Mehr war nicht drin. Aber diese Suppe schmeckte köstlich und war äußerst lecker. Nun wußte ich auch den Spruch zu schätzen: "Es zieht wie Hechtsuppe".

Weil ich den Hecht der Angler für groß hielt, erzählte mir einer der Angler sogleich und nicht ohne übertriebenen Stolz, daß er erst vor einer Woche an genau dieser Stelle einen sogar 90 cm großen Hecht gefangen hatte. Anglerlatein oder auch nicht, der Mann sprühte jedenfallls nur so voller Stolz.

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Fliegende Fische in Hamburg sind kein Anglerlatein.

Als ich dieser Tage nach dem langen Winter endlich wieder einmal im Kleingarten war, sah ich auf dem Rückweg in der Kleingartenanlage Grüne Oase an der Grunewaldstraße im trockenen Gerankel eines Torbogens den Schwanz eines Vogels. Den konnte ich aber nicht einem bestimmten Vogel zuordnen. Zu komisch sah der aus. Bei genauerem Hinsehen stellte ich aber fest, daß mein Vogel ein Fisch war, jedenfalls früher einmal.

Fischschwanz im Torbogen

Die Neugierde mußte befriedigt werden, und die Kamera hatte ich auch dabei. Ein paar Schritte weiter konnte ich meinen komischen Fund aus einer anderen Position sehen. Und siehe da, es war einmal ein Fisch. Der muß schon lange dort im Geäst liegen, denn er war schon zum Dörrfisch geworden. Oder ist das nun ein Stockfisch? Egal, seine beste Zeit hat er jedenfalls schon lange hinter sich gelassen.

Dieser Fisch ist einmal geflogen, nun ist er ein Stockfisch

Noch ein Foto aus größerer Entfernung:

Notlandung eines fliegenden Fisches

Irgendwie ist es rätselhaft, wie der Fisch dahin kam. Keine 50 Meter von der Fundstelle gibt es einen kleinen Teich. Ich vermute , daß ein Graureiher, den ich am Teich schon öfter sah, den Fisch gefangen hat. Er war mit Sicherheit nicht nur eine Nummer zu groß. Und da hat er ihn wohl einfach fallen lassen. Seiner natürlichen Umgebung beraubt, ist er dort oben wohl an der Luft zum Stockfisch zusammengetrocknet. Wie oft mag der Pächter des Kleingartens schon unter dem toten Fisch hindurchgelaufen sein ohne es zu bemerken. Nun kommt der Frühling, alles wird grün, und er ist auf lange Zeit nicht mehr zu sehen.Vielleicht liegt er noch im nächsten Winter dort oben.

Im Juli 2005 habe ich im Potsdamer Schloßpark Sanssouci einen Graureiher fotografiert, der einen zu großen Fisch gefangen hatte und ihn einfach wieder ins Wasser fallen ließ. Weg war sie, die schöne Mahlzeit.

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